EINWURF
Temporäre Interventionen
Aus einem geladenen Wettbewerb für 8 Künstler*innen zu „Orte des Gedenkens und der
Erinnerung. Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Land
Salzburg“ (https://www.ortedesgedenkens.at) ging beim ersten Projekt im Flachgau das
Konzept „EINWURF“ von Bernhard Gwiggner als Gewinner hervor.
Unmittelbar nach dem „Anschluss“ im März 1945 wurde der Neumarkter Gastwirt Georg
Rinnerthaler und dessen Sohn von lokalen Nazis verhaftet und ins KZ Dachau verfrachtet.
Noch in derselben Nacht seiner Rückkehr nach einem Jahr KZ-Aufenthalt wurden 51 Fenster
seines mitten im Ort gelegenen Hauses eingeschossen.
Dieser Gewaltakt dient Gwiggner als konkreter Ausgangspunkt für ein komplexes Konzept,
welches Vergangenheit und Gegenwart verknüpft.
Die beiden historischen Motive der Verhaftung und der Fenster-Einwurfattacke werden
überblendet mit partizipativen Interventionen; dabei begeben sich Bewohner*innen von
Neumarkt aktiv sowohl in die Rolle des/der Täters/Täterin als auch in jene des Opfers, indem
sie an einer Stele, welche dem Kriegerdenkmal gegenübergestellt und dem Widerstand
gewidmet ist, Fensterscheiben einwerfen.
Die geborstenen Glasscheiben werden mittels Acrylglasscheiben gesichert, welche vorne die
zentrale Rinnerthaler-Motivik zeigen und hinten mit der je aktuellen schnellen Porträtskizze
der Opfer versehen sind. Diese Relikte machen als Bilder im Archiv in der Rinnerthaler-
Passage den einjährigen prozesshaften Verlauf öffentlich sichtbar.
Der Titelbegriff EINWURF öffnet zudem das Feld hin zum Einwand-erheben, Entgegnen als
potentiell widerständiger Akt in zeitgenössischen Diskursen.
Link zum Text von Dr. Hildegard Fraueneder hier.
Link zum Dokumentationsvideo von Isabella Heigl:
Fotogalerie
temporäre Interventionen in Neumarkt am Wallersee
51 Rahmen, Steine, Behältnisse für Glassplitter, Metallstele, Archiv in der Rinnerthaler-Passage, Folien, 3 Aufsteller,3 Fahnen,
2022/23
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